Wo das Wasser endet, endet die Erde. (Usbekisches Sprichwort)

Der See

UA: 22.10.2015 / Orangerie Theater im Volksgarten, Köln

Der Aralsee – das blaue Meer, der See Oxiana des Altertums, die Oase Zentralasiens, trocknet aus. Einst so groß wie Irland, hat der See innerhalb weniger Jahrzehnte 90 Prozent seines Volumens verloren. Das daraus entstandene ökologische Desaster gilt als eine der größten, vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen der Welt.
THEATER 1000 HERTZ lässt den See selbst seine Geschichte erzählen. Über die Jahrhunderte beobachtet er, wie sich seine Umgebung verändert, der Mensch immer stärker in diese eingreift und sie letztlich zerstört. Und er erzählt von Raya, Aziza, Lusya und Inabat, deren Schicksal eng mit dem seinen verknüpft ist. »Der See« stellt die grundlegende Frage, wie wir eigentlich leben wollen – 
sowohl miteinander als auch auf der begrenzten Ressource Erde.

mit Sunga Weineck / Dramaturgie: Karoline Bendig / Ausstattung: Vanessa Laumann / Lichtdesign: Patric Brück / Inszenierung: Christina Vayhinger

PRESSESTIMMEN

„Zerschlissen, geschwächt, geschunden gibt Sunga Weineck den See, sitzt auf einem zerbeulten Kanister inmitten der Wüste und erzählt seine Geschichte und die von fünf Generationen Frauen, die in der Stadt Moynaq an der Südküste des Sees lebten oder dort herstammten. In Fetzen fliegt die Geschichte des Sees am Zuschauer vorbei und zeigt die fatalen Auswirkungen der Austrocknung für Mensch und Umwelt. (…)
Eine anrührende und hoch interessante Geschichte aus Sicht des Aralsees.“

(Kölnische Rundschau, 10/2015)

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„Mit »Der See« erzählt Christina Vayhinger nun die unglaubliche Geschichte des Aralsees. Die Autorin und Regisseurin wählt hierzu einen interessanten Kniff: Sie lässt in Person von Sunga Weineck den See selbst erzählen. In Fetzen fliegt die Geschichte des Aralsees an den Zuschauern vorbei. Lenin soll den Fischern gesagt haben, »mit ihren Fischen könne man den Weltkapitalismus besiegen«. Es folgte Stalins Agrarpolitik deren Auswirkungen ab den 1960er Jahren den See verschwinden und das freigewordene Land zu einer giftigen Wüste machte.
Der Weltkapitalismus ist immer noch da und versucht nun in Gestalt der Weltbank mit Betonstaudämmen wenigsten den kasachischen Nordsee zu retten – mit fatalen Auswirkungen auf die zwei kleinen Seen im südlich gelegenen Usbekistan (…). Wäre ich ein See, dem der Mensch so übel mitgespielt hätte, ich würde wüten, schreien, anklagen, ich würde mich beweinen und bemitleiden, und ich würde alle, die aus einem einst stolzen, artenreichen und großen Ökosystem eine giftige Kloake gemacht haben, die Pest an den Hals wünschen.“

(choices, 10/2015)

Fotos: © Maik Teriete