Niemand ist in diesem Theater jemals zu Schaden gekommen, noch nie, schließlich machen wir das hier nicht erst seit gestern.
Kong
Monolog für einen fremden Helden / von Klaus Fehling
UA 28.04.2009 / Orangerie Theater im Volksgarten, Köln
Der größte Affe der Filmgeschichte und sein tragisches Ende sind weltbekannt.
Auf seiner Insel verliebt sich Kong in eine wunderschöne blonde Frau, wird gefangen und als monströse Sensation »King Kong, das 8. Weltwunder« am New Yorker Broadway ausgestellt. Während der Premiere reißt er sich von seinen Ketten los und findet schließlich in einem Sturz vom Empire State Building seinen Tod.
Was aber wäre, wenn sich der Riesenaffe nicht befreit hätte? Was wäre, wenn er Gefallen daran gefunden hätte, sich einem schaulustigen Publikum zu präsentieren – und das nun schon seit 933 Vorstellungen?
In Rückblicken erzählt KONG, wie ein amerikanisches Filmteam das Gleichgewicht seiner Inselheimat durcheinanderbrachte, wie er Ann Darrow kennenlernte und sich in sie verliebte, von Gefangenschaft und Starrummel in New York – und wie er den Zeitpunkt verpasste, aus der Gefangenschaft auszubrechen um rechtzeitig seinen Heldentod zu sterben.
mit Sunga Weineck / Dramaturgie: Karoline Bendig / Licht: Katja Winke, Bühne: THEATER 1000 HERTZ / Anton Weber / Musikarrangements: Christina Vayhinger / Assistenz: Sarah Richter / Regie: Christina Vayhinger
PRESSESTIMMEN
„Dieser King Kong ist ein Broadway-Star, der nicht vom Empire State Building stürzte, sondern seit 933 Abenden im Rampenlicht die Story seines Lebens zum Besten gibt. Klaus Fehlings Ein-Mann-Stück springt in unterhaltsamer Weise zwischen dem bekannten Mythos und einem Was-wäre-Wenn, das durch Showbiz-Klischees und Reflexionen über Theater und Film ironisch gebrochen wird (»Mein Leben zog wie ein Film an mir vorbei – aber in drei verschiedenen Fassungen«). Regisseurin Christina Vayhinger verdichtet diese Elemente in der Uraufführung stilvoll zu einer witzigen Revue mit leisen Off-Stage-Zwischentönen. (…) Eine einfalls- und abwechslungsreiche Inszenierung des Theater 1000 Hertz, die zusätzlich durch die Präsenz ihres glänzend besetzten Hauptdarstellers gewinnt. Sunga Weineck ist ein mitreißender Kong und wechselt souverän zwischen Schalk, edlem Wilden und augenzwinkerndem Charmeur; für seine Show-Einlagen gibt es mehrfach Szenenapplaus.“
(Kölner Stadtanzeiger, 07/2008)
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„King Kong wurde als Parabel für vieles gelesen: unter den Vorzeichen von Rassismus, Sexismus oder Klassenkampf, als Kommentar zu Sklaverei, Sexualmoral und zur Situation der Arbeiterklasse. Nun zeigt im Rahmen seines Zweiteilers »Fremde Helden« das THEATER 1000 HERTZ die Uraufführung von Klaus Fehlings Monolog »Kong« mit dem Schauspieler Sunga Weineck. Das Stück spinnt die Geschichte im Konjunktiv weiter: Was wäre, wenn Kong nicht vom Empire State Building gestürzt wäre? Geschickt wird hier die Geschichte auf der Bühne verdoppelt: Sie greift zurück auf den archaischen Mythos und gleichzeitig zu auf die Oberfläche von Sensationen. In Kongs Biografie stimmt zwar am Ende wenig, dafür geht es der Wahrhaftigkeit an den Kragen: Der Monolog entpuppt sich als intelligentes Making-of der Klischees, und Kong führt selbst Regie über sein Schicksal.“
(Stadtrevue Köln 05/2009)
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„Im neuen Stück des Kölner Autors Klaus Fehling »Kong – Monolog für einen fremden Helden«, uraufgeführt von der Kölner Gruppe Theater 1000 Hertz unter der Regie von Christina Vayhinger, geht es um einen traurigen Helden und das schmutzige Geschäft mit Lustangst und Voyeurismus des zahlenden Publikums. Immer mehr entwickelt es sich zu einem Meta-Text über eine latente Perversion, die auch dem Theater innewohnt. Von wegen Katharsis und innere Reinigung – ist es nicht vielmehr ein in sich gestörter Prozeß, wenn man dafür bezahlt, um an die eigenen Grenzen geschickt zu werden? Kong tut sein Bestes. Er leckt eine blonde Barbie in seiner Hand ab – ein schwaches Abbild der Frau, die King Kong einst als die menschliche Ann Darrow liebte. Er kämpft mit einem Gummidinosaurier, er kommt uns so nahe, dass wir ihm in die zitternden Nüstern glotzen können. »Bin ich eher eine Frauen- oder eine Männerphantasie«, fragt der wirklich ausnehmend hübsche Schauspieler des Kong. Gute Frage eigentlich – die genau einfängt, dass wir Frauen vor seiner vermeintlich virilen Gefährlichkeit erschauern und die Männer sich vielleicht an Jagd- und Kriegsfantasien weiden – und uns mit seiner Hilfe aus Wirklichkeit flüchten.
Doch in Wirklichkeit und auf dieser Differenz beruht das ganze Stück, ist er eben doch nur ein einsamer Show-Affe an Ketten mit einer unstillbaren Sehnsucht nach Ozean – während die einzige Flüssigkeit, die er regelmäßig sieht, der Jack Daniels in seiner Garderobe ist. Genau an dieser Traurigkeit weiden wir uns, genau wie an der virilen Gefährlichkeit und der glitzernden vorgegaukelten Perfektion. Ein wundes Theatertier wird uns da vorgeführt, ein trauriger Tanzbär.“
(akt.4, 05/09)
Fotos: © Geoffrey Lawrence